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Informationen zu jüdischen Themen

Hefe und Pessach

Veröffentlicht am 31. März 2015 von helmutagnesson

Auf die Frage, welche Lebensmittel zu Pessach verboten sind, lautet eine häufige Antwort biblische Getreidesorten, mit diesen vergleichbare Getreide (oder auch alle Arten von Getreide) und Hefe. Orthodoxe Aschkinasim führen noch Hülsenfrüchte auf, wobei der Begriff extrem weiter als in der Botanik gefasst wird. Manchmal wird wie in diesem Artikel sogar Chametz mit Hefe übersetzt. Das ist verständlich, denn für uns ist die Hefe das typische Säuerungsmittel. Was aber sagt die Torah?

Chametz setzt die fünf biblischen Getreidesorten voraus

Grundsätzlich setzt Chametz im eigentlichen Sinn die fünf biblischen Getreidesorten voraus. Das sind Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel und Buchweizen. Wer genau nachgezählt hat, kommt auf sechs genannte Getreidearten. Die Problematik besteht darin, dass im Biblisch-Hebräischen ein Wort nicht eindeutig als Dinkel oder Buchweizen interpretiert werden kann. Somit werden aus den verbotenen fünf faktisch sechs zu Pessach nicht erlaubte Getreidearten. Hefe wird häufig in Verbindung mit den genannten Getreidesorten verwendet. Dass Mazzot ohne Hefe hergestellt werden, ist ebenso selbstverständlich wie die Produktionsdauer von maximal achtzehn Minuten. Nicht mit biblischem Getreide in Verbindung stehende Hefe ist der Tora gemäß nicht zwingend zu Pessach verboten.

Der Hefe-Verzicht ist ein sinnvoller Brauch

Der Hefe-Verzicht zu Pessach ist ebenso wie die Ausweitung des Getreideverbotes auf weitere Getreidesorten ein Brauch. Dieser schützt vor einer Übertretung des eigentlichen Gebotes und ist durchaus sinnvoll. Wer während der Pessach-Woche nicht auf Sekt – bei dem die Hefe während der Herstellung verwendet wurde – verzichtet, verstößt aber nicht gegen die Tora, sondern gegen die traditionelle Erweiterung des Tora-Gebotes bezüglich Chametz. Voraussetzung dafür, dass die Hefe nicht unter das biblische Chametz-Verbot fällt, ist allerdings, dass sie mit Sicherheit nicht aus Bier oder Getreide hergestellt wurde. Da wir die Herkunft der Hefen in Lebensmitteln selten kennen, ist das Weglassen von Hefe enthaltenden Produkten während der Pessach-Zeit angezeigt. Hinzu kommt, dass auch erlaubte und sicher identifizerbare Hefe-Varianten die »Aufgeblasenheit Mizraijims« widerspiegeln.

Dieser Beitrag soll keine Ermutigung zur Hefe-Verwendung während der Pessach-Woche sein, sondern nur auf die tatsächliche Einordnung dieses – sinnvollen – Brauches hinweisen.

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