Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Informationen zu jüdischen Themen

Das Buch Bereschit - was war nochmal die Sünde?

Veröffentlicht am 19. Oktober 2014 von helmutagnesson

Der Lesezyklus beginnt nicht nur am Fest Simchat Thora, sondern auch am darauffolgenden Schabbat mit der Parascha BeReschit, was übersetzt am Anfang oder an einem Anfang heißt. Diese enthält zahlreiche Ansatzpunkte für eine Interpretation. Ich möchte in diesem Jahr zwei davon aufnehmen, nämlich die Frage, ob tatsächlich die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen wurde und die Frage nach der schweren Sünde im Garten Eden.

Wurde die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen?

Wer den Film Yentl gesehen hat, erinnert sich bestimmt an die im Vorspann enthaltene Diskussion darüber, ob Adam vor der Erschaffung der Chawah (Eva) bereits ein Mann oder androgyn gewesen sei. Diese geht unentschieden aus, denn der biblische Text lässt tatsächlich beide Deutungen gleichermaßen zu. Entweder war Adam vor der Erschaffung der Eva bereits ein Mann, dann wurde die Frau tatsächlich als zweites geschaffen. Oder Adam war zunächst androgyn und wurde erst bei der Schaffung der Eva aus seiner Seite zum Mann. In diesem Fall entstanden Frau und Mann zeitgleich aus einem androgynen menschlichen Wesen. Eine klare Antwort auf die Frage kann selbstverständlich niemand liefern, so dass diese unendlich (oder bis zur Klärung durch den Propheten Elias) diskutiert werden kann. Ich denke zumindest, dass die Seele eines Menschen nicht ausschließlich männlich oder weiblich ist, sondern im Laufe der Zeit Inkarnationen in Körpern beider Geschlechter erlebt.

Was war die Sünde?

Nahezu eindeutig fällt jedoch die Antwort auf die größte Sünde im Paradies aus. Diese bestand nicht im Essen der verbotenen Frucht, bei welchjener es sich nicht zwingend um einen Apfel handelte. Die rabbinische Diskussion hält verschiedene Früchte wie die Dattel für wahrscheinlich, bei Gesprächen rund um Sukkot denken die alten Rabbinen auch an den Etrog. Auch diese Frage bleibt auf lange Sicht ohne eindeutige Antwort. Klar ist hingegen, dass der Genuss der verbotenen Frucht im Paradies eine eher leichte Verfehlung war. Die große Sünde folgt erst, als Gott Adam und Eva auf ihre gemeinsam begangene Tat anspricht. Dann sagt Adam allen Ernstes, dass die Frau, die der Ewige geschaffen hatte, ihn zur Sünde verführt hatte. Eva übernimmt ebenfalls keine Verantwortung, sondern gibt die gesamte Schuld der Schlange. Diese Nichtbereitschaft zum ehrlichen Bekennen der leichteren Übertretung stellt die wirkliche Sünde dar. Da Adam die Schuld Gott zuweist, ist er der im Vergleich zu Eva größere Sünder.

Kommentiere diesen Post