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Informationen zu jüdischen Themen

Jom Kippur

Veröffentlicht am 3. Oktober 2014 von helmutagnesson

Jom Kippur ist der am meisten beachtete jüdische Feiertag. Sein deutscher Name lautet Versöhnungstag. Er findet am zehnten Tischri statt. Die biblische Grundlage findet Ihr im sechzehnten Kapitel des Buches Wajikra (3. Buch Mose). Die umfassendste Darstellung des Tages steht im Talmud-Traktat Joma, was übersetzt schlicht "Der Tag" bedeutet.

Kol Nidre

Jeder jüdische Tag beginnt mit dem Vorabend. Das Gebet trägt den Namen Kol Nidre und beruht darauf, dass in früheren Zeiten geschlossene Gelübde für null und nichtig erklärt werden. Hierbei handelt es sich um nicht nur im Mittelalter, sondern auch schon zur Römerzeit geforderte Gelübde nach der Aufgabe der jüdischen Religion. Das Privat- und Geschäftsleben betreffende Schwüre gegenüber Mitmenschen sind nicht von der Befreiung betroffen, sondern müssen eingehalten werden.

Weitere Gebete

Das Mussafgebet schließt sich wie am Schabbat an das Morgengebet an und enthält eine lange Sequenz, welche schildert, wie zur Zeit des Tempels der Hohepriester die Zeremonie durchführte. Im Nachmittagsgebet (Mincha) steht die Lesung des Prophetenbuches Jona im Mittelpunkt. Jona hat Erfolg gehabt, als er in Gottes Auftrag die Stadt Ninive zur Umkehr aufrief. Nur am Jom Kippur wird das Schlussgebet (Neila) gebetet, welches die letzte Chance zur Buße vor dem Verschließen der Tore des Himmlischen Gerichtshofes ebenso wie das Schließen der Tempeltore symbolisiert. Am Versöhnungstag gedenken die Beterinnen und Beter in der Synaogoge auch der verstorbenen Angehörigen und Freunde, das Jiskor-Gebet wird je nach Tradition in das Morgen- oder Nachmittagsgebet integriert.

Fasten am Versöhnungstag

An jüdischen Fastentagen ist neben dem Essen auch das Trinken sowie Sex, das Tragen von Lederschuhen (Achtung: Turnschuhe haben oft einen Lederanteil) und das Waschen des Körpers (mit Einschränkungen, siehe weiter im Text) verboten. Das Tragen von Schmuck wird je nach Tradition an anderen Fastentagen toleriert, am Jom Kippur ist es – eventuell mit Ausnahme eines Verlobungsringes oder eines Eheringes, hierüber gehen die Meinungen auseinander - streng verboten. Ausnahmen vom Verbot des Essens und Trinkens bestehen für Kinder und für kranke Menschen. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, darf sie auch am Versöhnungstag mit Wasser zu sich nehmen. Ob Schwangere vom Fasten befreit sind, diskutierten die Weisen des Talmud kontrovers, heute hat sich grundsätzlich die Überzeugung durchgesetzt, sie zu befreien. In keinem Fall darf es wegen des Fastens zu Krankheiten wie zu einem Kreislaufzusammenbruch kommen, wer ein starkes Flimmern oder gar Schwärze vor Augen sieht, muss zum Schutz seiner Gesundheit etwas Wasser trinken. Das Verbot des Waschens wird eingeschränkt, da andere Menschen nicht übermäßig belastet werden dürfen. Wer allzu starken Körpergeruch hat, muss somit ein Minimum an Körperpflege vornehmen. Parfum sollte allerdings weggelassen werden. Auch nach dem Toilettengang darf das Händewaschen – idealerweise mit Wasser und Seife ohne Duftstoffe - aus hygienischen Gründen nicht unterbleiben.

Die Versöhnungen am Versöhnungstag

Jom Kippur ist in erster Linie der Tag der Versöhnung mit Gott, da die Versöhnung mit den Mitmenschen zwischen Neujahr (Rosch-ha-Schana) und dem Vortag des Versöhnungstages erfolgen soll. Wer jedoch erst Jom Kippur feststellt, dass eine Versöhnung mit einem Mitmenschen ansteht, soll diese vollziehen. Die ebenfalls vorhandene Bezeichnung des Tages als Jim ha-Kippurim (Tag der Versöhnungen) weist hierauf hin. Am Neujahrstag wird das Urteil des Himmlischen Gerichtshofes über jeden Menschen geschrieben und erst am Jom Kippur besiegelt. Zwischen beiden Tagen besteht die Chance zur Umkehr, um ein ungünstiges Urteil noch abzuwenden. Einer weiteren Tradition gemäß verhält sich der Mensch am Versöhnungstag so, als ob er schon tot sei, so dass der Satan keine Möglichkeit zur Anklage hat. Der Satan ist gemäß jüdischer Tradition kein Verführer, sondern der Ankläger (Staatsanwalt) vor dem Himmlischen Gerichtshof. Im weltlichen Kalender liegt der Versöhnungstag im September oder im Oktober.

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