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Tasira - die Unreinheit nach der Geburt

Veröffentlicht am 26. April 2015 von helmutagnesson

Dass eine Frau nach der Geburt zunächst unrein war, verstehen wir heute nicht mehr. Das Unverständnis potenziert sich bei der Bestimmung, dass die Dauer der Unreinheit bei der Geburt eines Mädchens länger ausfällt als bei der Geburt eines Jungen. Von großer Bedeutung sind die entsprechenden Anordnungen für uns nicht mehr, denn sie sind seit der Tempelzerstörung nicht mehr maßgeblich. Unreinheit hat übrigens nichts mit Schmutz zu tun, sondern bedeutete in erster Linie, dass der/die Betroffene vorübergehend nicht an bestimmten kultischen Handlungen im Tempel teilnehmen konnte. Auf die Teilnahme am Synagogengottesdienst hat sie keinerlei Einfluss.

Die Geburt stellt keine Sünde dar

Ein Kind zu bekommen (oder zu zeugen), ist keine Sünde, sondern die Erfüllung des ersten in der Tora genannten Gebotes. Aus diesem Grund kann die Geburt keine Sünde sein, das gilt naturgemäß auch für den dieser zwangsläufig vorhergehenden Sex. Dass die Frau dennoch ein Sühnopfer leistet, wird auf unterschiedliche Art interpretiert. Eine davon lautet, dass die Bezeichnung Sühnopfer aufgrund der vergleichbaren Anweisung auf das Reinigungsopfer übertragen wird, da die Tora in der Sprache der Menschen redet. Die zweite Interpretation sieht das Opfer hingegen durchaus als Sühnopfer an, wobei die Sünde aber weder die Geburt noch der sexuelle Kontakt ist. Vielmehr besteht die Möglichkeit, dass die Frau während der Geburtsschmerzen denkt, keine weiteren Kinder bekommen zu wollen oder sogar künftig auf Sex verzichten zu wollen – und genau dieser Gedanke stellt eine Sünde dar. Das trifft natürlich auch auf verbotene sexuelle Kontakte wie das Fremdgehen zu – aber die waren zu biblischer Zeit eindeutiger als heute gesellschaftlich geächtet und kamen deutlich seltener vor, so dass wir bei den Vorschriften unserer Parascha von koscher gezeugten Kindern ausgehen dürfen.

Die Seele ist rein

Für die Seele des Kindes stellt die Geburt einen Übergang dar. Sie bringt Aufgaben aus der vergangenen Inkarnation (oder aus früheren Inkarnationen) mit in ihr neues Leben. Dennoch gilt sie als rein, denn die vorübergehende Rückkehr nach dem Tod ihres letzten Körpers hat sie gereinigt. Eine vergleichbare Bitte sprechen wir im täglichen Morgengebet, wenn wir den Ewigen für die reine Seele danken, da wir den Schlaf mit einem kurzen Tod vergleichen und darauf vertrauen, dass die Seele am Morgen von den Belastungen des vergangenen Tages gereinigt sein wird.

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