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Informationen zu jüdischen Themen

Ki Tawo - sexuelle Verfehlungen und die Ackerecke

Veröffentlicht am 4. Oktober 2015 von helmutagnesson

Der Abschnitt Ki Tawo enthält eine Reihe von Anweisungen, wobei die von vielen LeserInnen als im Mittelpunkt stehenden Regeln hinsichtlich sexueller Verfehlungen tatsächlich Wiederholungen oder Auslegungen bereits bekannter Grundsätze sind. Sie werden in dieser Parascha jedoch mit einem Fluch verbunden und somit nach dem modernen Empfinden betont. Für die Zeitgenossen war der Fluch mehr als eine Bekräftigung. Flüche und Segenssprüche galten vielmehr als mächtig und als wirksam, sodass jeder, der die Worte der Sidra sprach, bei Verstößen gegen die genannten sexuellen Normen selbst die Strafe auf sich herabgerufen hatte.

Das Verbot des Aberntens der Ackerecke wird im Talmud konkretisiert. Die für Witwen und Waisen – was als Pars pro Toto für arme Menschen interpretierbar ist – stehen zu lassende Ackerecke wird von den Waisen deutlich ausgeweitet. Zwar nicht die Ackerecke, wohl aber das Verbot der Nachlese wurde in dem Dorf (Schwalmtal-Hehler in der Nähe von Mönchengladbach), in dem ich aufgewachsen bin, von den dort ansässigen Landwirten zum Teil ebenfalls eingehalten. Es galt als erlaubt, dass die Dorfbewohner nach der Ernte die restlichen Kartoffeln aufsammelten. Dafür mussten sie nicht besonders arm sein und der Hauptgrund war wohl wirtschaftlicher Natur, denn die manuelle Nachlese ist teurer als der Verzicht auf einen Teil der Früchte gewesen. Dennoch zeigten die Landwirte auch Sozialverhalten, denn jedeR konnte die Gratiskartoffeln legal aufsammeln.

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